youngcaritas Würzburg: „Raus aus der rechten Szene – Ein Aussteiger berichtet“

Rechte Parolen, Aufmärsche und Schmierereien sind nicht nur vor dem Hintergrund der jüngsten Ereignisse bundesweit ein brandaktuelles und kontrovers diskutiertes Thema. Mit der Veranstaltung „Raus aus der rechten Szene – Ein Aussteiger berichtet“ wollte sich auch youngcaritas in diese Diskussion einschalten und mit Jugendlichen darüber reden, welche Gefahren von der rechtsextremen Szene mit ihren gewaltverherrlichenden und menschenverachtenden Vorstellungen auch heute noch ausgehen.

Mithilfe von Fördergeldern aus dem Bundesprogramm „Demokratie leben“ und der Unterstützung von „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ wurde der ehemalige Neonazi Felix Benneckenstein zu einem sogenannten Aussteigergespräch in die Montessori-FOS nach Würzburg eingeladen. Dort erzählte der mittlerweile 30-jährige, gebürtige Erdinger vor ungefähr 50 gebannt lauschenden Jugendlichen von seinem Ein-, Auf- und Ausstieg in der rechtsextremen Szene.
Dabei kam unter anderem zur Sprache, wie Felix als Teenager über rechte Musik in seiner Clique in die Szene hineinschlitterte, daraufhin in die NPD eintrat, die Schule abbrach und als erfolgreicher Nazi-Liedermacher „Flex“ durch ganz Deutschland reiste. Aber auch, wie er nach einigen Jahren als aktiver Neonazi ernsthafte Zweifel an der braunen Ideologie bekam, wie er von rivalisierenden Kameraden krankenhausreif geprügelt wurde und wie er 2011 mit seiner damaligen Freundin und heutigen Frau Heidi schließlich über EXIT Deutschland den endgültigen Ausstieg schaffte.

Daraufhin gründete er die Aussteigerhilfe Bayern, für die er heute neben seinem Beruf als freier Journalist weiterhin aktiv ist.
Aufgrund der spannenden und teils sehr intimen Einblicke in die Szene und in sein eigenes Leben verging Felix‘ knapp zweistündiger Vortrag wie im Flug. Auch dass die vielen Fragen im Anschluss nicht alle beantwortet werden konnten, zeigte, wie groß das Interesse, aber auch der Redebedarf der Jugendlichen zu diesem Thema war. Ein deutliches Zeichen für youngcaritas, auch weiterhin an dieser Diskussion dran und mit jungen Menschen im Gespräch zu bleiben.
Anhand der offenen und authentischen Schilderungsweise von Felix Benneckenstein konnten wohl alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer gut nachvollziehen, warum gerade junge Menschen besonders leicht in die Fänge von Rechtsextremen geraten. Jugendliche aus ganz unterschiedlichen sozialen Verhältnissen hatten die Möglichkeit, Fragen und Ängste zum Thema Rechtsextremismus in einem geschützten Rahmen sowie im direkten Austausch mit einem ehemals „echten“ Nazi zu diskutieren. So ist davon auszugehen, dass dieses Aussteigergespräch allen Anwesenden zu einem aufgeklärteren Umgang mit rechtsextremen Gedankengut und zu einem selbstbewussteren Einstehen für demokratische Werte verholfen hat.

 

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